Kaokoveld

Immer weiter Richtung Norden geht es ins abgeschiedene und nur von wenigen Reisenden besuchte Kaokoveld. Unterwegs treffen Sie sicherlich Hererofrauen in bunten, von der Missionarsmode inspirierten Trachten. Der Kopfschmuck ist ein Tribut an die Wichtigkeit der Rinder: Die Stoffhauben stilisieren die Hörner einer Kuh! Das Kaokoveld ist aber vor allem der Lebensraum der halbnomadischen Himba. Die persönliche Begegnung mit diesem fremdartigen Volk ist ein prägendes Erlebnis. Nach wie vor kleiden sich die meisten Himba in Leder und Fell und die Frauen reiben sich mit einer Paste aus Rotholzpulver und Butter ein. Dank der erhöhten Lage bietet Ihre Lodge einen traumhaften Ausblick in Namibias unendlich scheinende Weite. Opuwo Country Lodge***° (F)

Tag 5 – Elefantensafari und Himba

Eigentlich war heute ein entspannter Tag geplant, Abfahrt erst um 1/2 10. Sven hatte gestern aber eine hervorragende Idee, nämlich eine Elefantensafari zu unternehmen.

Nach einer Tasse Kaffee oder Tee starten wir um 7 Uhr in der Früh mit dem offenen Jeep. Unser schwarzer Fahrer erläutert uns den Weg. Es geht zunächst noch 7 km über eine Gravel Road und dann ins offene Gelände. Er bereitet uns schon aufs schaukeln vor. 

Die Landschaft präsentiert sich als herrlich. Wir fahren in der Dämmerung durch den weißen Sand, grüne Pflanzen, Büsche und Bäume begleiten uns, die Landschaft ist umrahmt von grau braunen Bergen.  

Gegen 1/2 8 geht die Sonne auf. Es ist empfindlich kalt. Die Berge vor uns werden zunächst rosa, dann fangen sie an zu leuchten, schließlich liegen sie im strahlenden intensiven Rot vor uns. Ein herrliches Panorama, das wir sicher nie wieder vergesse werden. Schon dafür hat sich der Ausflug gelohnt. Nach wenigen Minuten ist der Zauber vorbei, jedoch steigt die Sonne und taucht die Landschaft in ein mildes warmes Licht. Unser Driver Guide fährt durch Flussbetten, auf schmalsten sandigen Wegen oder mitten durch die Büsche, immer auf der Suche nach Großwild. Er lässt sich dabei zum einen von den Wasserstellen, zum anderen von den Tierspuren leiten. Wir sehen frische Elefantenspuren und auch frische Elefantenlosung. Ohne Zweifel war vor sehr kurzer Zeit ein Elefant hier. Jedoch wenn er sich jenseits des Flussbetts auch nur wenige Meter in das Buschland begibt, ist er für uns schon nicht mehr sichtbar. Wir sind nun fast zwei Stunden unterwegs und müssen bald umkehren. Hoffentlich sehen wir den Wüstenelefanten. Es wäre schon schade, wenn nicht. 

Jetzt hat unser Guide Löwenspuren gesehen, es müssen 3 Tiere sein. Er zeigt sie uns, sie sind viel größer als ich es mir vorgestellt habe. Er folgt den Spuren mit dem Jeep ins Gebüsch. Im nächsten Flussbett steht ein Beobachtungs-Jeep, der Guide unterhält sich mit der weißen Frau auf dem Beifahrersitz. Ja, es ist eine Löwenfamilie, bestätigt sie und zeigt uns die Richtung in der die Löwen in den Busch verschwanden. Die Frau ist eine Biologin. Sie und ihr Team untersuchen die Löwen im Revier und haben auch einige besendert.

 

Der Guide entschließt sich, zunächst weiter nach Elefanten zu suchen und am Rückweg ggf. noch mal nach den Löwen zu schauen.

Er fährt ins nächste Flussbett, und ... da steht er, groß und majestätisch. Wir freuen uns riesig. Der Elefant frisst friedlich Gras und einige Früchte, die auf dem Boden liegen. Dann dreht er sich zu uns um, und beäugt uns. Für einen Moment sieht es aus, als würde er auf uns zulaufen wollen. Er ist höchstens 20 m weg. Dann überlegt er sich’s anders und wendet sich in aller Ruhe wieder dem Fressen zu. Dieses Mal hat er Appetit auf die Blätter des Mopanebaums. Er streckt den Rüssel senkrecht nach oben und holt sich die Blätter. Ein zweites Mal stellt er sich auf die Hinterbeine und bricht sich einen ganzen Ast ab. Wir, besonders Vater, fotografieren jede Pose, die er für uns zu machen scheint. Dann läuft er ein Stückchen weiter zum nächsten Baum. Er läuft völlig lautlos, hören kann man nur das Knacken der Äste, die er abbricht.

 

Elefanten fressen Gras und Blätter, Äste und auch Baumrinde. Völlig ungeniert und völlig gelassen vertilgt er den ganzen Ast. Nachdem wir zuerst alle sehr leise geflüstert haben, werden wir nun mutiger und reden wieder normal. Dann ist leider schon Zeit weiter zu fahren, wir sind jedoch immer noch ganz beeindruckt und sehr froh, dass wir den Elefanten zu Gesicht bekommen haben, dazu noch so nah. Die Löwen zeigen sich leider nicht.

Die sagenhaften Wüstenelefanten gibt es tatsächlich

 

Die Namib ist die älteste Wüste der Welt, und gleichzeitig eine der lebensfeindlichsten. Und doch hat es eine Vielzahl von Tieren geschafft, sich an das harte Leben der Trockenheit anzupassen. Die größten unter ihnen sind Wüstenelefanten. Um in der Wüste Namibias zu überleben, müssen sie lange, entbehrungsreiche Wanderungen auf sich nehmen. Auch die drückende Hitze schreckt die Tiere nicht ab. Selbst Temperaturen von bis zu 75°C in der Sonne ertragen sie problemlos.

 

Nur die Leitkuh weiß, wo die wenigen Wasserquellen zu finden sind. Nahrung ist knapp und die Hitze unerträglich, für Jungtiere könnte die nächste Wasserstelle schon zu spät kommen. 

Durch eine faszinierende Eigenschaft können Wüstenelefanten eine versteckte Wasserquelle aufspüren. In ihren Füßen sitzen empfindliche Sensoren, die jede noch so kleine Bodenvibration, auch noch in größerer Tiefe, wahrnehmen.

 

Wir fahren zurück durch die trockenen Flussläufe oder den Spuren der anderen Jeeps nach. Auf einer Anhöhe picknicken wir, der Ausblick in die Landschaft ist traumhaft. Man sieht, wo der Fluss fließt, wenn er fließt. Hier ist auch im Winter Feuchtigkeit und die Bäume grünen auch jetzt üppig. Der Vorteil des Rastplatzes: man sieht die Tiere kommen, somit hat man hier eine gewisse Sicherheit und kann aussteigen. Unser Guide stellt einen Klapptisch auf, stellt ihn mitten auf das Plateau und legt eine weiße Tischdecke drüber. Dann breitet er unser Frühstück drauf aus: Bratwürstchen, Eier, belegte Toastecken und Apfelsinen. Wir verbringen dort eine Zeit, essen und genießen den Blick in die wunderschönen Ebenen ringsum. In der Ferne sehen wir Paviane den Berg hinaufrennen. Von hier aus sehen sie aus wie schwarze Punkte, aber Vater hat sie ja längst mit dem Teleobjektiv fotografiert und gesehen, dass es Paviane sind.

 

Unser Fahrer fährt den steilen Weg wieder runter und macht noch eine Runde durch das weite goldgelbe Grasland. Er hofft auf Giraffen, der Wunsch erfüllt sich leider nicht. Wir sehen Hyänen Spuren, aber auch hier nicht das Tier. Kurz bevor wir die Grassavanne verlassen, sehen wir aber noch eine Herde Strauße, lauter männliche Vögel. Als wir ein Stück auf sie zu fahren laufen sie los, Elegant auf ihren langen Beinen. Wir biegen auf die Schotterstraße ein und fahren zurück, um ein besonderes Erlebnis reicher. 

Nachdem wir unsere Koffer verladen haben, machen wir uns auf den Weg zu dem angekündigten Himba-Besuch mit Svens Bekanntem, Marius.

Die ersten Himba Hütten tauchen auf. Es sind runde Holzhütten mit kegelförmigen Dächern. Jedes Dorf hat einen runden Ziegengral. Himba sitzen um eine Lagerstätte, bunte Wäsche hängt ordentlich aufgereiht über einen Zaun. Sven nutzt die Gelegenheit und erzählt uns etwas über die Lebensweise der Himba.

Die Tracht und den Haarschmuck sieht man am besten auf den Fotos. Wichtig ist: die Frauen bestreichen sich am ganzen Körper mit Ockerstein, einer rotbraunen Masse. Sie waschen sich nicht, jedoch räuchern sie sich bevor sie in die Stadt gehen. Dann tragen sie auch eine Muschel auf der Brust. 

Die Jungs behalten einen Streifen Haare auf der Kopfmitte, die Haare werden zu einem Zopf nach hinten geflochten. Die Mädels tragen zwei Zöpfe, die ihren direkt ins Gesicht, sogar über die Augen hängen. Wenn sie ihre Menstruation bekommen, werden die Zöpfe aufgemacht, dann entstehen die typischen Frisuren mit Kopfschmuck. 

Die Frauen bauen auch die Häuser und verwalten Sie. Sie leben mit den Kindern dort, während die Männer die Rinderherden treiben und oft Monate unterwegs sind. Himba sind Halbnomaden. 

Wenn die Männer unterwegs sind, dürfen die Frauen sich andere Männer nehmen. Wenn ein fremder Mann kommt und fragt, ob er bei ihr übernachten darf, mustert sie ihn von oben bis unten. Wenn er ihr gefällt, sagt sie: leg deine Sachen in meine Hütte. Sie erwartet dann, dass er mit ihr schläft. Die Himba beugen so der Inzucht vor, denn es gibt nicht mehr viele Himba. Wenn er ihr nicht gefällt, sagt sie, leg deine Sachen zum Ziegengral. Dann darf er zwar auch bei ihr übernachten, aber nicht mit ihr schlafen. 

Ist der Mann daheim sind beide sich treu. Wenn sie ihn dann betrügt, darf er ihr mit einem langen Brett die Genitalien verhauen und stellt das Brett dann vor die Hütte. Wenn er sie betrügt, wirft sie seine Sachen aus der Hütte und trägt sie zum Ziegengral. Da muss er dann auch übernachten. 

Die Himba Männer dürfen so viele Frauen haben, für die sie sorgen können. Eine Frau kostet zwei Rinder, weitere 10 Rinder muss er vorweisen können um zu zeigen, dass er sie auch ernähren kann. Für mehr als drei Frauen reichts meistens nicht. Die verheirateten Männer tragen eine Mütze, die sie nie mehr ablegen, außer wenn eine ihrer Frauen stirbt. Das mit den vielen Frauen ist nicht nur Tradition, sondern Notwendigkeit, denn die Himba Jungen werden im Alter von 9 Jahren beschnitten. Oft mit schmutzigen, rostigen Messern. Danach leben sie außerhalb des Dorfs bis die Wunde verheilt ist. Viele kommen nicht mehr zurück. 

Wir sind jetzt am Treffpunkt mit Marius, Svens Freund, angekommen. Leider ist Marius nicht da und auch nicht telefonisch erreichbar. Wir picknicken im Schatten unter einem Baum und essen unser Lunchpaket. Marius ist danach immer noch nicht da und so fahren wir weiter.  Später erfahren wir, dass er schon zwei Stunden vorher auf uns gewartet hat und dann wieder nach Hause zurückgegangen ist, ein Missverständnis wegen unserer ungeplanten Elefantensafari.

In der Landschaft tauchen die ersten Termitenhügel auf, eine Eselin mit ihrem Jungen kreuzt unsere Straße, eine Ziegenherde grast unter einem Baum. Inzwischen wechselt die Landschaft in eine von niedrigen grünen Bäumen bewaldete Hügellandschaft. Grüne Bäume auf rotem Sand wohin das Auge reicht. Himba Männer auf Pferden treiben eine Rinderherde, die großen Söhne gehen zu Fuß nebenher. Wir sehen die ersten Affenbrotbäume. Sie sind bereits kahl, tragen aber noch Früchte. Und auch Amarolabäume mit grüngelben Blättern sehen wir.

Ein Himba Mann treibt seine Ziegenherde auf der Straße, er hat zwei kleine Jungs dabei. Da er seine Mütze abgenommen hat, wissen wir, dass eine seiner Frauen gestorben ist. Da Marius nicht aufgetaucht ist, entwickeln wir einen Plan B.

In einem hübschen Himba Dorf machen wir halt und Sven fragt drei Junge Frauen, die vor ihrem Kral sitzen, ob wir uns ein wenig mit Ihnen unterhalten dürfen . Als Gastgeschenk bringt er die Reste unseres Lunchpakets mit, darunter Orangen und Süßigkeiten. Die älteste, wir erfahren später, dass sie 34 ist und 7 Kinder hat, sagt ja und so steigen wir aus. Sven erläutert uns ihre Tracht, insbesondere die Reifen aus Eisen um die Fußknöchel. Sie dienen dem Schutz vor Schlangenbissen, die nie am Fuß, sondern immer in knöchelhöhe stattfindet. Die Füße sind barfuß oder nur mit dünnen Sandalen beschuht. Wir sehen ein junges Mädchen in Tracht, ein anderes in Shorts und T-Shirt. Wir bemerken, dass das Mädchen in westlicher Kleidung englisch spricht. Nun platzt der Knoten, denn wir können uns jetzt unterhalten, und unsere Fragen stellen. Wir fragen nach der Schule und es stellt sich heraus, dass alle westlich gekleideten Kinder in die Schule gehen. Wir erfahren auch, dass die beiden Mädels 15 Jahre alt sind und dass sie sich selbst für oder gegen die Schule entscheiden durften. 

 

Nun fragen wir, ob auch sie Fragen an uns haben. Ja, sagt die junge Mutter: habt Ihr Tabletten gegen Grippe. Wir holen ihr welche, sagen aber ausdrücklich, dass sie sie nicht den Kindern geben darf. Zum Schluss dürfen wir noch Bilder machen und Sven verspricht, dass er die Ausdrucke auf seiner nächsten Tour vorbeibringt. 

Wir fahren weiter und bald erreichen wir Opuwo. Laut Sven die dreckigste Stadt Namibias. Hier steppt jedoch jede Nacht der Bär. Wir werden den Rhythmus der Stadt bis in unsere Zimmer hören, verspricht er uns.

Auf der Hinfahrt erzählt uns Sven noch, dass seine eigene Frau Owambo ist und das  Himba und Owambo verfeindet sind. Die Hintergründe habe ich leider vergessen, muss ich im Internet noch einmal recherchieren.

Die Opuwo Country Lodge liegt in Opuwo, der Hauptstadt der Ovahimba. Das Hotel bietet 22 Luxuszimmer, 18 Standardzimmer und 12 Zeltplätze, einen Swimming Pool, ein Restaurant mit Bar und einen Souvenir-Shop. 

Das Hotel ist wunderschön, liegt am Stadtrand und hat einen Wahnsinns Blick auf das Hinterland. Ein grünes Tal mit braunen Bergen am Horizont. Wir beobachten den Sonnenuntergang am gepflegten Pool. Die Sonne zaubert einen orangeroten Streifen an den Himmel hinter den Bergen und wir gehen erst nach innen zum Essen als er verblasst. Ein weiterer wunderschöner Tag geht zu Ende.

 

 

 

 

Zahlen und Fakten zum Tag

 

 

     
Gefahrene Strecke 245  km  
Unterkunft               Opuwo Country Lodge  
Restaurant  Buffet   
Aktivitäten   Wüstenelefant, Himba